Kehrseite Neustadt - Zweckgeburt am anderen Ufer
In der Wahrnehmung Bremens stellt die alte Neustadt so etwas wie die kleine, hässliche Schwester der „richtigen“ Altstadt dar, die nur als Notwendigkeit des zeitgemäßen Festungsbau auf dem gegenseitigen Weserufer entstehen musste und dementsprechend behandelt wurde. Dies zeigt sich deutlich an der Qualität der Wallanlagen, setzt sich in den angesiedelten Institutionen und Industrien fort und äußert sich auch in den vorhandenen kulturellen Angeboten. Die Genußmittel verarbeitende Industrie prägt auch heute noch mit Brauereien, Schnapsbrennereien und Schokoladenfabriken nicht nur das optische Erscheinungsbild, sondern auch die olfaktorische Wahrnehmung der Neustadt.
Auch die Wohnbebauung trug als einzige in Bremen schon fast Mietskasernenzüge. Zwischen der hohen, fast fünfgeschossigen Bebauung erstreckte sich das Gängeviertel, in dem die ärmsten Bremer wohnten, die unter härtesten Bedingungen in den Tabakfabriken arbeiteten. Von diesen Wohnverhältnissen ist heute nicht viel verblieben, die im Verhältnis günstigen Mieten ziehen in immer stärkeren Maße ein junges, kreatives Milieu an. Ehemals leerstehende Wohnhäuser und Fabrikgelände sind zu Wohnprojekten umgestaltet worden, die neue Formen des gemeinsamen Wohnens und Gestaltens praktisch umsetzen.
Auf unserem Urbanen Spaziergang zwischen Hohentor und Buntentor streifen wir die historische Entstehungsgeschichte des Stadtteils ebenso wie seinen Transformationsprozess zum frischesten Bremer Stadtquartier.
Datum: Sonntag, 27. Januar 2008
Startort: Neustadtswall 61 in 28199 Bremen
Zeit: 12.30Uhr, Dauer ca. 1-2 Stunden
Titel u. Text: Oliver Hasemann, Recherche: Alexander Kutsch, Foto u. Einladung: Daniel Schnier