6. Werkstatt Neue Nachbarschaften für ImmovielienmacherInnen in Bremen
Immovilien – was bedeutet das? Die Montag Stiftung Urbane Räume meint damit: Immobilien für Viele, also Immobilien, die gemeinschaftlich von Netzwerken oder Vereinen entwickelt werden und das Gemeinwohl des Quartiers im Blick haben. Weil es keine Selbstverständlichkeit ist, dass aktive Nachbarschaften ihren Stadtteil mitgestalten, unterstützt die Montag Stiftung Urbane Räume die sozial und ökonomisch gerechte Entwicklung: In deutschlandweiten Werkstätten zum Thema Immovilien in Neuen Nachbarschaften werden Nachbarschaftsinitiativen intensiv beraten und vernetzt.
Am 9. und 10. Juni 2017 macht die Montag Stiftung Station in Bremen. Als regionaler Partner für Bremen unterstützte die Autonomen Architektur Atelier (AAA ) die inhaltliche und organisatorische Planungen im Vorfeld.
Kristin Gehm begrüßte alle Teilnehmenden, die Moderatorin Frauke Burgdorff, die ExpertInnen und das Autonome Architektur Atelier im Namen der Montag Stiftung im noon. Christian M. Leon, der Geschäftsführer des noon stellte den Veranstaltungsort der Werkstatt, das noon, vor: Im Jahr 2012 in einer Zwischennutzung in einem urbanen Labor, dem Palast der Produktion (kurz PdP), für einen Monat in Bremen-Blumenthal erprobt, zog Christian M. Leon 2013 in eine temporäre Zwischennutzung im Lloydhof in der Bremer Innenstadt. Mittlerweile ist das Caféprojekt seit 2 Jahren verstetigt und bildet einen gemütlichen Anlaufspunkt im Bremer Steintorviertel. Was tagsüber wie ein normales Café mit kreativer Arbeitsatmosphäre wirkt, verwandelt sich abends in das Foyer des Kleinen Hauses des Theaters Bremen. Für die Werkstatt der Montag Stiftung bildete das noon einen gemütlichen Ort mit direkt importierten, kopfknotenlösenden Kaffee aus Guatemala.
Schon beim Kennenlernen machte Frauke Burgdorff (langjährige Vorständin der Montag Stiftung Urbane Räume, seit 2016 selbstständig mit der Agentur BURGDORFFSTADT) deutlich, dass nicht eine glatte Selbstdarstellung und ein konkurrierender Vergleich der Initiativen im Mittelpunkt der gemeinsamen Tage stehe. Wichtig sei stattdessen, dass alle TeilnehmerInnen den geschützten Kommunikationsraum nutzen, um offen über Probleme, bzw. Herausforderungen im Aneignungs- oder Gestaltungsprozess der Immovilie zu sprechen.
In der Vorstellungsrunde mit soziometischer Aufstellung wurde klar, wie verschiedenen die Herausforderungen sind und wie deutlich thematische Überschneidung sein können. Der Schuh jeder Immovilie drückt individuell und doch herrschte ein gegenseitiges Verständnis der Teilnehmenden für die Probleme der Anderen. Und das Interesse an den bereits erarbeiteten Lösungen der Anderen wurde in jeder freien Minute bei einem leckeren noon-Kaffee bekundet.
Nach einem köstlichen Mittagessen (vegane Lasagne und Salat vom kukoon) erkundete die Gruppe mit Daniel Schnier (AAA) den Weg zur nahelegenen Villa Ichon, dem zweiten Veranstaltungsort. Die Villa Ichon ist seit den 1980ern ein Forum für Kultur- und Friedensarbeit und ein Bremer Beispiel für die Öffnung von Immobilien für eine gemischte, bürgergetragene Nutzung. Anschließend arbeiteten die ProjektemacherInnen in 4 Gruppen an der Schärfung der eigenen Frage. Oliver Hasemann (AAA), der eine der Gruppen moderierte, unterstützte mit Hilfe der Berater*innen die einzelnen Projekte dabei, für den nächsten Workshoptag eine Kernfrage aus der Vielzahl von Herausforderungen herauszuschälen.
Ein anschließender Spaziergang durch das Bremer Viertel und die Fährfahrt zum Café Sand sorgte für frischen Wind im konzeptgebeutelten Kopf und Hunger im Bauch. In lockerer Runde klang der Abend noch lange nach dem Abendessen nicht aus. Der Fährmann der kleinen Weserfähre drehte eine Extrarunde für die gutgelaunten NachdenkerInnen auf ihrem Weg zum nachbarschaftlichen Nachttrunk im Internetcafé Lift – einem vereinsgetragenen Barprojekt im Bremer Viertel.
Ausgeschlafen starteten alle in den zweite intensive Beratungstag. Im Barcamp-Format wurde der Tag geplant: Jedes Projekt brachte in Kürze seine wichtigste Frage auf die Bühne und wählte zwei WunschberaterInnen. Jede Immovielie wurde 45 Minuten Zeit in ihrer jeweilige Kernfrage beraten, während die anderen TeilnehmerInnen zuhören konnten. An vier Orten im noon wurde in- und outdoor diskutiert, beraten und eifrig mitgeschrieben: Expertise in baurechtlichen Fragen, Beratung zum Umgang mit öffentlichen Mitteln und das Finden einer Teamstrategie – zu verschiedenen Themen wurden handfeste, auf das Projekt zugeschnittene Ratschläge gegeben. Für jede Initiative steht zusätzlich im Nachgang eine telefonische Beratungsstunde mit einem WunschexpertIn bereit. Neben den eingeladenen externen ExpertInnen konnten sich auch die ProjektemacherInnen als ExperteInnen der eigenen Sache fühlen und in den Workshoprunden und in den Pausen, bei den Mahlzeiten die Alltagserfahrungen und die eigenen Wege, Hürden zu überwinden, mit anderen teilen. Das jeweilige, wertschätzende Interesse an den Projekten zeigte sich in der fröhlichen, arbeitsreichen Stimmung. Viele neue Bande sind geknüpft und wir als AAA planen bereits vertiefende Besuche in Nord-Süd-West- und Ostdeutschland bei den spannenden Projekten.
Danke an das Team der Montag Stiftung und an die ExpertInnen für diese inspirierende Zusammenarbeit!
Auf bald!
Mit dabei waren:
Niehler Freiheit e.V. (Köln): www.niehlerfreiheit.de
IG Fortuna / Kino der Jugend (Leipzig): www.ig-fortuna.de
Ab geht die Lucie/ Kulturpflanzen e.V. (Bremen) : www.lucie-bremen.de
Wohnprojekt Schwerin e.V. (Schwerin): www.wohnprojektschwerin.wordpress.com
Schaltzentrale/ Viel Grüße von e.V. (Hamburg): www.vielgruessevon.org
Campus Cosmopolis e.V. (Berlin): www.campuscosmopolis.de
Wohlville Hamburg e.V. (Hamburg): www.wohloderuebel.net
Initiative Kulturhaus Bielefeld (Bielefeld): www.facebook.com/initiativekulturhaus/
Die Blaue Blume e.V. (Friedrichshafen): www.dieblaueblume.org
Stadtgenossenschaft Hulsberg (Bremen) www.hulsberg-genossenschaft.de
Treff im Lindengarten TiL e.V. (Wismar): www.treff-im-lindengarten.de
BOB Kulturwerk (Wuppertal): www.bob-kulturwerk.de
Parkwerk e.V. (Dinslaken): www.facebook.com/Parkwerk
Ins Blaue Kulturwerkstatt e.V. (Remscheid): www.facebook.com/insblaue/
Meergestrüpp (Bremerhaven): www.auenlandbremerhaven.jimdo.com
Kopp auf! Wuppertaler Initiative für nachhaltige Entwicklung e.V. (Wuppertal): www.koppauf.jimdo.com